Wider dem Panoptikum der Baumärkte - Lilienweg Blog

Wider dem Panoptikum der Baumärkte

KompostanlageKleingärten waren in ihrer Entstehung ein Ausdruck des Mangels. Ursprünglich waren schlechte Wohnbedingungen und die Ernährungsnot Anfang des 20. Jahrhunderts für die Errichtung von Kleingartenkolonien ausschlaggebend.

Schon Leberecht Migge appellierte in seinem Werk „Jedermann Selbstversorger“ an das schöpferische Gestalten der Siedler.

Leberecht Migge spricht hier von der „Erfindungskraft, die sich am Gerümpel entzünde“. Seine Losung „Jedermann sein eigener Baumeister“ sollte zum praktischen Selbstbauen anregen.

Vielfach sehen wir diese Losung noch umgesetzt in alten Gärten, in denen zum Beispiel eine alte Fahrradfelge mit ein paar Seilen dem Ranken der Bohnen dient. Auch in der Konstruktion vieler Gartenlauben lässt sich noch der Erfindungsreichtum und die Virtuosität ablesen mit derer in Zeiten des Mangels wahre Kunstwerke geschaffen wurden.

Und heute? Es bestimmt das Sortiment der Baumärkte das Bild der Kleingartenkolonien.

baumarktsgarten

Ist das ein Garten?

Plastik und standardisierte Bauelemente aller Orten. Die Innovation entsteht heute vielmals nur noch durch das Studium der Angebotsbeilagen der Tageszeitungen.

Sicherlich hat die Idee der Bauhaus Bewegung im Fahrwasser der Industrialisierung viele Vorteile mit sich gebracht. Doch bleibt die Individualität dabei oftmals auf der Strecke. Wir kaufen eine gelebte Welt.

Es ist wieder Zeit dazu aufzufordern die Reste zu nutzen, die von unseren Zeitgenossen oft so arglos in den Müll geworfen werden.

Mit ein wenig Überlegung lassen sich viele Dinge, die sonst einer „Restmüllverwertung“ anheim gehen mit ein wenig Geschick und Erfindungsreichtum in neue, individuelle Elemente des kleinen Gartens zu verwandeln.

Ein paar alte Mauersteine gestapelt zu einer Sitzbank oder Gartenmauer, eine Fahrradfelge als Rankgerüst für die Bohnen, ein paar abgeschnittene Haselzweige als Stütze für die Himbeeren. Die Ideen können vielfältig sein, wenn erst einmal angefangen wird darüber nachzudenken.

Weltweit findet dieser Ansatz schon Aufmerksamkeit in der „MAKE“ Bewegung. Menschen die beginnen sich über unsere „Wegwerfgesellschaft“ Gedanken zu machen und vermeintlichen „Müll“ wieder in brauchbare Dinge verwandeln.

Eigentlich keine neue Idee, wenn man dem Aufruf Leberecht Migges folgt, wie er ihn schon 1918 verfasst hat.

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