Pflanzensamen - das älteste, freie Gut der Menschheit - Lilienweg Blog

Pflanzensamen – das älteste, freie Gut der Menschheit

Wir sollten wieder wie unsere Vorfahren anfangen am Ende eines jeden Jahres Saat von unseren besten Pflanzen im Garten ab zu nehmen und diese für die Aussaat oder zum weitergeben an andere im nächsten Jahr aufbewahren.

Ausschlaggebend für diese Überlegung waren zwei Begebenheiten, die mir in diesem Jahr widerfahren sind:

Kauf von Tomatensamen

Wie jeder andere bin auch ich dieses Jahr zum Frühlingsbeginn in den Baumarkt gefahren, um mir Tomatensamen zu kaufen. Erstaunlicherweise hat sich eine Tomatensorte, die ich vor ca. zwei Jahren im Garten hatte immer wieder wild ausgesät. Aber nur die Tomatensamen aus dem Baumarkt oder Versandhandel sind ja gute Samen…

Für 2,50 EUR hatte ich eine Tüte mit Tomatensamen erstanden. Beim aussähen dann der erste Schreck: Nur vier Samen in einer Tüte? Dafür hätte ich mir fast auch gleich ganze Jungpflanzen kaufen können (erfahrungsgemäß gehen ja nicht alle Samen auf, Jungpflanzen verkümmern mal).

Auf eine Anfrage beim Hersteller teilte mir dieser mit, das es sich wirklich um einen Produktionsfehler handelte. Üblicherweise wären fünf Samen in der Tüte.

Baumwollbauern in Indien

Auf der Indienreise mit einer Frau hatte ich das Glück einen Beitrag über indische Bauern im Fernsehen mitzubekommen. Normalerweise haben diese früher einen Teil der Baumwollpflanzen ganz ausblühen lassen und haben dann die Saat für ihre nächste Ernte abgenommen.

Nun gibt es einen Saatkonzern, der in Indien von Bauer zu Bauer gezogen ist um diesen seine neue Wundersorte der Baumwollpflanze zu verkaufen. Eine neue Züchtung, krankheits- und schädlingsresistenter und mit weit mehr Ertrag als die alte Sorte. Natürlich griffen die Bauern gern zu. Als einige nun wie gewohnt im nächsten Jahr wieder Saat abnehmen wollten, bekamen Sie es mit den Anwälten des Konzerns zu tun. Auf den Saatkörnern war ein Patent angemeldet. Somit betrieben die Bauern durch das Saat sammeln einen Diebstahl an dem Konzern.

Einige wehrten sich und wollten wieder Ihre alten Sorten anpflanzen. Doch der Boden war ausgelaugt, zerstört. Auf dem alten Ackerboden wuchs fortan nur noch die neue Züchtung des Konzerns. Die Geschichte ist noch länger und weitaus grausamer als ich hier wiedergeben möchte. Derzeit endet sie damit, das viele Bauern in Indien Selbstmord begehen, da der Ertrag den die Arbeit auf dem Feld abwirft fast vollständig in Ausgaben für Schädlingsbekämpfungsmittel, Dünger und Saat der neuen Baumwollsorte investiert werden muss und eigentlich nichts zum Leben übrig bleibt.

Also sammelt Saat von Euren Pflanzen, verteilt diese, verschenkt sie. Die Saat unserer Pflanzen gehört uns und nur weil diese von den Konzernen  in so schöne, bunte Tüten verpackt werden, gibt es ihnen noch kein Recht Patente auf das älteste, freie Gut der Menschheit anzumelden.

2 Kommentare

  1. Rosie sagt:

    Danke für deine Informationen. So ein aufklärender Beitrag sollte unbedingt in unserer Gatenzeitung „Garten und Familie“ erscheinen. Ich habe vor Jahren den Film „we feed the world“ gesehen, worin es auch um die Machenschaften der Saatgutkonzerne geht. Ich glaube mittlerweile ist alles in der Hand eines einzigen Konzerns, der Bauern weltweit Planzensamen verkauft, die Hybridpflanzen hervorbringen. Diese machen eine weitere Züchtung unmöglich. Entweder die Pflanzen gedeihen erst gar nicht oder aber sie bringen kaum Erträge ein. Vielleicht sollten wir die Idee der Planzenbörse in unserer Kolonie noch mal aufgreifen und auf den Tausch . bzw. die Weitergabe von Samen ausweiten. Ich könnte ich mir vorstellen, auf so einen Artikel hin, findet das Zuspruch.

    ... am 12. Juni 2011
  2. Markus Söth sagt:

    Hallo,
    ich weis nicht, ob ich große Lust habe auch noch in der Garten- und Familie zu schreiben. Aber der Artikel hier sit gänzlich frei zur Nutzung. Wenn Du oder irgend jemand anderes möchte, kann dieser gerne weiterverwendet werden.
    Zu dem Thema habe ich noch die ARTE Reportage auf Youtube gefunden:
    http://www.youtube.com/watch?v=gDrvFiRwWP8

    Gruß Markus

    ... am 30. Juni 2011