Roter Heinz – eine lokale Tomatensorte
Mit dem beginnenden Frühling füllen sich im Eingangsbereich der Supermärkte die Regale die Regale mit vorgezogenen Tomatenpflanzen. Schon für wenige Cent können sich Gartenfreunde so die rote Frucht für zu Hause oder den eigenen Garten mitnehmen.
Schade dass leider diese Pflanzen immer nur als „Tomate“ bezeichnet werden und eine Sortenbezeichnung vermissen lassen. Dabei gibt es weltweit mehr als 3.100 bekannte Sorten und mindestens noch einmal so viele Züchtersorten, die nie einen eigenen Namen erhalten haben. So gibt es Tomaten in ihrer ursprünglichen gelben Färbung über grüne, rote bis hin zu fast schwarzen. Auch geschmacklich gibt es große Unterschiede bei den einzelnen Sorten zu entdecken.
Ach ist der Gärtner ein armer Tor, welcher diese Vielfalt nicht kennenlernt.
Wir haben die letzten Jahre überwiegend die beiden Sorten „Hellfrucht“ und „Black Cherry„ in unserem Garten angebaut. Ursprünglich aus gekauften Samen gezogen, haben wir in den letzten Jahren immer einzelne Kerne aufbewahrt, um auch im nächsten Jahr wieder neue Pflanzen kultivieren zu können.
So war die Hoffnung das die neuen Generationen sich mehr und mehr an unseren Garten und unser Klima anpassen würden und wir so zu besseren Erträgen kommen. Ist dieses Vorgehen doch eine gängige Praxis in der Gartenkultur. Nur das hier eine feinere Auswahl bei den Früchten erfolgt. Meist einhergehend mit zusätzlichen Zuchtversuchen wie zum Beispiel der Kreuzung unterschiedlicher Sorten, um bestimmte Eigenschaften an die folgenden Generationen weiter zu geben. Nun so akribisch war unser Vorgehen dann doch nicht.
Unsere Entdeckung „Roter Heinz“
Um so mehr waren wir erfreut als wir durch Zufall erfuhren, das es eine alte lokale Sorte aus dem Hannoverschen gibt. Mit der Sorte „Roter Heinz“ haben wir eine Sorte gefunden, die durch Züchtung sehr gut an das regionale Klima angepasst ist und die bei früher Reifen hohe Erträge verspricht.
Eigentlich war diese lokale Sorte schon längst aus dem Handel verschwunden und wäre gar gänzlich ausgestorben. Lediglich dem Engagement der kleinen Gärtnerei Thunhorst soll es zu verdanken sein, das diese Sorte erhalten blieb. Als auch diese Gärtnerei ihren Betrieb einstellte übergab der Sohn des Gärtners Thunhorst wenige Jahre später dem BUND einige Samen.
Seit 2008 kann durch die Arbeit des BUND die Sorte „Roter Heinz“ nun wieder erworben und angebaut werden. Die Früchte dieser lokalen Tomatensorte werden wie folgt beschrieben:
„Der „Rote Heinz“ hat rote, glatte Früchte mit angenehm würzigem Geschmack, der fast als nussig beschrieben werden kann. Die in Rispen reifenden Früchte mit einem Durchmesser von 3-5 cm tragen sehr reichhaltig. Sie haben ein Gewicht von ca. 15-40 g und reifen unter guten Bedingungen sehr früh. Die Tomate eignet sich für den Anbau im Freiland und im Gewächshaus.Sie sollte als Stabtomate kultiviert werden . „
Der „Rote Heinz“ gilt als wohl die letzte, echte hannoversche Regionalsorte. Obgleich sie früher eine weit verbreitete und beliebte Sorte im hannoverschen Raum war.
Wir freuen uns schon auf die Ernte und das neue Geschmackserlebnis in diesem Jahr.
Wissenswertes zu Tomaten
Warum „Tomate“?
Der Begriff Tomate leitet sich aus dem Wort „xitomatl“ später „tomatl“ der Aztekensprache Nahuatl ab. Dessen Bedeutung mit „Anschwellen“ übersetzt wird.
Erst im 19. Jahrhundert erhielt die vormals Liebes- oder Goldapfel benannte Frucht ihren Namen Tomate.
Warum „Goldapfel“?
Die ersten Tomaten die ungefähr um 1500 durch Kolumbus eingeführt wurden waren nicht rot sondern gelb. Daher auch der italienische Name „Pomodoro“ oder zu deutsch „Goldapfel“.
Warum „Liebesapfel“?
Die Tomate galt lange als Auslöser des Liebeswahns. Wahrscheinlich ist dies einer falschen Übersetzung des Wortes „Pomodoro“ zu zurechnen. Auch heute wird die Tomate in Italien gerne als „Pomo d‘Amore“ bezeichnet. Ein Wortspiel mit weitreichenden folgen.
Seit wann essen wir Tomaten?
Mit der Einführung um 1500 durch Kolumbus war die Frucht noch lange nicht auf deutschen Tischen zu finden. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die Pflanzen lediglich zur Zierde kultiviert. Im 19. Jahrhundert waren die Tomaten auch in Deutschland bekannt. Im großen Stil hielt die Tomate aber erst nach 1945 auf unseren Tellern Einzug.
Heute ist uns eine Leben ohne Tomaten fast nicht mehr denkbar. Besonders schade das in dieser kurzen Zeit so viele Sorten verloren gegangen sind. Heutige Züchtungen beschränken lediglich auf eine gute Lager und Transportfähigkeit. Was leider auch immer zu lasten des Geschmacks geht.
Das Saatgut für unsere Tomaten „Roter Heinz“ haben wir bei „Das große Freie“ einer Initiative zur Erhaltung historischer Gemüsesorten bestellt.
http://www.dasgrossefreie.com/
Dort gibt es sicherlich noch so manchen leckeren und lokalen Schatz zu entdecken.
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